Neue Abflugroute in DUS spart Treibstoff, Lärm und Zeit
2,7km, 40 Tonnen Treibstoff, 120 Tonnen CO2: Lufthansa Group optimiert Abflugroute MODRU in Düsseldorf. Der Schlüssel zum Erfolg: Teamarbeit, Transparenz und Dialog
Zum 13. August hat die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH am Düsseldorfer Flughafen eine zusätzliche, verkürzte Streckenführung der Abflugroute MODRU bei Westwindwetterlagen eingeführt. Damit setzt die DFS eine Vorgabe der EU um, welche innerhalb der nächsten Jahre verstärkt die Umsetzung von Flächennavigationsverfahren an den großen europäischen Flughäfen fordert. Für die Entwicklung und Erarbeitung der neuem Route zeichnen federführend die Experten der Lufthansa Group verantwortlich. Denen ging es nicht nur darum, die EU-Vorgabe umzusetzen, sondern mit der neuen Route auch den Kerosinverbrauch und die damit verbundenen Emissionen zu reduzieren. Die Planung erfolgte in enger Abstimmung mit der Lärmschutzkommission und den Bürgervertretern der am Flughafen ansässigen Gemeinden.
Was ist neu?
Entgegen den bisherigen Abflugverfahren, die auf technischen Bodenanlagen basieren, orientieren sich die neuen Verfahren ausschließlich an satellitengestützter Navigationstechnik. Durch den Einsatz der digitalen Technik kann die Ideallinie zudem präziser eingehalten werden. Außerdem ermöglichen die Verfahren eine flexible Flugroutengestaltung, zum Beispiel um Treibstoff einzusparen und die Fluglärmverteilung positiv zu beeinflussen.
Wer steckt dahinter?
Der Schlüssel zum Erfolg ist die abteilungs- und gesellschaftsübergreifende Teamarbeit in der Lufthansa Group: Das Team ‚Group ATM Development‘ arbeitet unter Leitung von Michael Hopp (FRA AO/FS) bereits seit einigen Jahren gemeinsam mit der Deutschen Flugsicherung (DFS) im Rahmen des SESAR Umsetzungsprojektes ‚RNP Based Departure Operations‘ an der Einführung neuer RNP1 Abflugrouten für Frankfurt, München, Düsseldorf und Berlin. Auch Eurowings, die in Düsseldorf den größten Flugbewegungsanteil hat, ist im Air Traffic Management der Lufthansa Group vertreten.
„Auf Basis der Erfahrungen, die wir in der Zusammenarbeit mit der Deutschen Flugsicherung bei der Entwicklung von Abflugrouten für Frankfurt und München gesammelt haben, konnten wir einen neuen Prozess für ein gemeinsames Vorgehen etablieren, bei dem die Fluglärmexpertise der Lufthansa Group eingebunden ist“, erklärt Projektleiter Michael Hopp. „Diesen Prozess konnten wir bei der Erneuerung der Abflugrouten zum Wegpunkt MODRU im Westen Düsseldorfs anwenden und leisten damit einen Beitrag zur Nachhaltigkeit im Luftverkehr.“ So wird der Flugweg wird durch das neue Verfahren um etwa 2,7km verkürzt, was jährlich den Ausstoß von etwa 40 Tonnen Treibstoff oder 120 Tonnen CO2 vermeidet.
Wie entstand die neue Flugroute?
Valentin Reinhardt, Senior Expert Aircraft Noise, FRA AO/FS, hat mehrere Routenvarianten mit abgekürztem Flugweg entwickelt, die von der DFS in ein offizielles Routendesign überführt wurden. Das Team vom Projekt EffFlug – Effizienzsteigerung im Flugbetrieb mit Fokus Fluglärm – hat die Fluglärmeffekte dieser Varianten bewertet. In einer Iteration wurden die Lärmeffekte der Varianten für die betroffene Gemeinden ausbalanciert und verbessert.
„Verändert man die Abflugrouten, verändert sich die Fluglärmverteilung – dafür braucht es Akzeptanz in der Bevölkerung“, erklärt Gerd Saueressig, Projektleiter EffFlug und Fluglärmexperte der Lufthansa Group, FRA CO/R. Die Einbindung von Gremien wie die Fluglärmschutzkommission und Bürgervertretern ist deshalb entscheidend. Die vom Projekt EffFlug mit Vertretern aus Industrie und Wissenschaft entwickelte Methode zur Lärmbewertung von Flugverfahren leistete dabei einen zentralen Beitrag für die erfolgreiche Einführung der Abflugroute zum Wegpunkt MODRU in Düsseldorf.
Marc Hasenbein, ATC-Koordinator von Eurowings, war in ständigem Dialog mit den Bürgervertretern. „Die Arbeit und der Austausch mit den Bürgervertretern der betroffenen Städte und Gemeinden war intensiv. Das Thema Fluglärm ist nie populär. Durch Transparenz und Offenheit konnten wir gemeinsam jedoch einen guten Kompromiss erzielen.“ Bei Ratssitzungen und Podiumsdiskussionen erläuterte Hasenbein die Zusammenhänge der Auswirkungen und beantwortete zahlreiche Fragen. Auf dieser Basis einigten sich die Gemeinden schließlich auf eine Variante. Im November 2019 erfolgte ein positiver Bescheid der Fluglärmschutzkommission.
Umsetzung in die Praxis
Damit das neue Flugverfahren in der Praxis regelmäßig genutzt werden kann, wurde im Rahmen der AG Optimiertes Fliegen (Plattform von DFS und deutschen Airlines zur systematischen Weiterentwicklung der Luftraumstrukturen in Deutschland) eine Arbeitsgruppe mit Fluglotsen der DFS von Tower und Unterem Luftraum Düsseldorf eingerichtet, die somit schon früh in die Variantenentwicklung einbezogen wurden. Die Varianten müssen es nämlich ermöglichen, dass Fluglotsen im täglichen Flugbetrieb Flugzeuge auf an- und abfliegende Verkehren sicher und systematisch voneinander separieren können. Bevor die neue Route zum 13. August eingeführt wurde, erfolgte die obligatorische Überprüfung auf sichere Fliegbarkeit der Varianten in einer vierstündigen Schicht im Flugsimulator von Eurowings.
Der Düsseldorfer Erfolg könnte Schule machen: Bei künftigen Initiativen zur Einführung neuer Flugrouten mit Auswirkungen auf Fluglärm dient das gemeinsame Vorgehen als Blaupause, um weitere Nachhaltigkeitsbeiträge durch das Engagement der Lufthansa Group sicherzustellen. Im bewährtem Team-Setup wird bereits intensiv an einer neuen Abflugroute für Stuttgart gearbeitet.